Bonn, 11. Juni 2002
PRESSEERKLÄRUNG zum Welternährungsgipfel
Forum Umwelt & Entwicklung deutscher Nichtregierungsorganisationen
Nach langer Blockade durch USA: Welternährungsgipfel erkennt Menschenrecht auf Nahrung als Grundlage im Kampf gegen den Hunger an
Das Menschenrecht auf Nahrung soll die Grundlage im Kampf gegen den Hunger werden. Darauf einigten sich am Sonntag die Regierungsvertreter beim Welternährungsgipfel. Am Samstag waren die Verhandlungen abgebrochen worden, da die USA den entsprechenden Passus der Abschiedserklärung boykottiert hatten. Die USA blockieren seit Jahren jeden Versuch, sozialen Menschenrechten denselben Stellenwert zu garantieren wie politischen Rechten. “Die Freiheit von Hunger ist Voraussetzung für ein Leben in Würde und deshalb ein fundamentales Menschenrecht. Dass dies heute erstmals von den USA anerkannt wird, ist Ergebniß der Arbeit von vielen engagierten Menschen in Nord und Süd.”, sagte Rainer Engels von Germanwatch.
Die im Forum Umwelt & Entwicklung zusammengeschlossenen Organisationen fordern seit dem Welternährungssgipfel 1996 einen Verhaltenskodex zum Recht auf Nahrung. In vielen Fällen sei nicht nur fehlender politischer Wille, sondern vor allem falsche Politik die Ursache von Hunger. Dies haben nun auch die Regierungen anerkannt. In den kommenden zwei Jahren sollen Richtlinien für die Umsetzung des Rechts auf Nahrung in die nationale Politik erarbeitet werden.
Ein Lob sprachen die Vertreter des Forum Umwelt & Entwicklung der deutschen Bundesregierung aus. “Es ist auch den unermüdlichen Bemühungen der deutschen Delegation zu verdanken, dass viele Staaten sich verpflichtet haben, das Recht auf Nahrung zu stärken. Den Durchbruch brachte die vom BMVEL und BMZ organisierte Konferenz ‘Politik gegen Hunger’ im Mai in Berlin. Dort verständigten sich über 250 Delegierte aus 74 Nationen, auf die Dringlichkeit, Richtlinien für das Recht auf Nahrung zu formulieren,” erklärte Bernhard Walter vom Evangelischem Entwicklungsdienst. Die deutschen Nichtregierungsorganisationen erwarten von der Bundesregierung, dass sie sich federführend für die Erarbeitung dieser Richtlinien einsetzt. Dazu bieten sie ihre konstruktive Zusammenarbeit an.
“Trotzdem sollte man diesen Teilerfolg nicht überbewerten. Den Worten müssen Taten folgen. Die Bedeutung des Welternährungsgipfels kann nur an seiner Umsetzung gemessen werden”, sagte Hildegard Hagemann von Justitia et Pax. Vor allem die Ausführungen zur Förderung der Biotechnologie und Ausgestaltung der Nahrungsmittelhilfe müssten kritisch gesehen werden. Hierbei hätten sich neben den USA auch einige Schwellenländer durchgesetzt.
Um die Zahl der Hungernden signifikant zu reduzieren, sind auch Fortschritte bei anderen Aufgabenfeldern notwendig: vor allem müssen die ländlichen Räume gestärkt, Agrarreformen in Entwicklungsländern durchgeführt und marktverzerrende Subventionen und Protektionsmaßnahmen der Industrieländer im Agrarbereich abgebaut werden.
Kontakt:
Bernhard Walter,
Evangelischer Entwicklungsdienst
+49 (0)162 -69 57 80 6,
Rainer Engels,
Germanwatch
+49 (0) 178 – 86 94 35 1
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