Forum Umwelt & Entwicklung fordert aktive Bekämpfung des Hungers durch konsequenten Richtungswechsel in der Weltwirtschaftspolitik
Wenn die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen sich am kommenden Montag in Rom zum Welternährungsgipfel der Food and Agriculture Organisation (FAO) versammeln, müssen sie sich einer nüchternen Bilanz stellen: Sie werden ihr 1996 festgelegtes Ziel, die Anzahl der Hungernden von 800 Millionen bis zum Jahr 2015 zu halbieren, nicht mehr erreichen.
“Die Regierungen haben fünf Jahre verstreichen lassen, ohne gegen den Hunger wirklich aktiv zu werden. Die 1996 beschlossenen Maßnahmen sind bisher nur Lippenbekenntnisse geblieben. Die Regierungen nehmen den Hungertod von täglich 25.000 (!) Menschen, zumeist Kindern in Kauf, obwohl weltweit ausreichend Nahrungsmittel produziert werden. Es fehlt den politischen Entscheidungsträgern der Wille, an diesen skandalösen Zuständen etwas zu ändern. Dem diesjährigen Welternährungsgipfel müssen endlich weitreichende Taten folgen und das nötige Geld muss bereit gestellt werden! Es wäre ein erster wichtiger Schritt, wenn die FAO einen Verhaltenskodex zum Recht auf Nahrung entwickelt und die Einführung von Terminator-Technologien verhindert” fordert Rainer Engels von Germanwatch. Terminator-Technologien bewirken die Sterilität von Saatgut und dürften nicht zugelassen werden, weil sie Bauern und Bäuerinnen in eine Abhängigkeit von Saatgutfirmen trieben.
Die Einbindung der Entwicklungsländer in den Weltmarkt unter den bestehenden Handelsbedingungen habe vielerorts zu einer Landkonzentration in den Händen weniger Großbauern geführt, so dass Kleinbauern für ihr wirtschaftliches Ãœberleben nicht genug Landfläche zur Verfügung stehe. Auch die Verdrängung der Produktion von Grundnahrungsmitteln zugunsten der landwirtschaftlichen Exportproduktion sei auf die Welthandelsbedingungen zurückzuführen. Zwar hat die FAO Landreformen als notwenige Maßnahmen zur Hungerbekämpfung festgelegt. Gleichzeitig fordert sie aber eine Einbindung der Entwicklungsländer in den Weltmarkt. Hier sehen Johannes Brandstäter, Brot für die Welt, und Bernhard Walter, Evangelischer Entwicklungsdienst, einen Widerspruch: “Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie bei FAO und Weltbank für echte Landreformen als vorrangige Maßnahmen im Kampf gegen den Hunger eintritt. Gleichzeitig soll sie sich bei der Welthandelsorganisation (WTO) um eine Anpassung der Handelsbedingungen zugunsten von Kleinbauern und -bäuerinnen engagieren.”
Das Forum Umwelt & Entwicklung fordert außer fairen Handelsbestimmungen auch eine ökologische Agrarwirtschaft in Nord und Süd. Die Bundesregierung sei aufgefordert, sich in diesem Sinne bei den Verhandlungen auf dem Welternährungsgipfel einzusetzen und ihre eigene Wirtschafts- und Agrarpolitik umzugestalten.
Die Subventionspolitik der Industrieländer führe beispielsweise dazu, dass Agrarexporte wie Rindfleisch, Milchpulver und Getreide in Entwicklungsländern zu Dumpingpreisen verkauft würden. Dadurch sei die Existenz der kleinbäuerlichen Betriebe in Entwicklungsländern gefährdet, da diese nicht zu so niedrigen Preisen produzieren könnten. Viele bäuerliche Familien litten deshalb Hunger. Das Forum U&E fordert, die Agrarsubventionen der EU und der USA abzubauen und die frei werdenden Gelder für eine ökologisch und sozial verträgliche Agrarentwicklung im Norden und Süden einzusetzen.
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Mehrere Mitgliedsorganisationen des Forum Umwelt und Entwicklung beteiligen sich am Veranstaltungsprogramm des NGO/CSO Forums parallel zum Regierungsgipfel. http://www.forumfoodsovereignty.org/
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