Liebe Leserinnen und Leser,
wir leben in einer Welt, in der die Menge des produzierten Plastiks das Gewicht von allen Menschen und Tieren auf dem Planten deutlich übersteigt. Kein Bereich unseres Lebens ist frei von Plastik und auch in der Umwelt sind Spuren der steigenden Plastikproduktion zu sehen.
Manche Wissenschaftler:innen definieren daher das jetzige Erdzeitalter als Plastozän. Und obwohl wir bereits eklatante Auswirkungen durch die enorme Produktion und Nutzung auf Mensch und Umwelt spüren, ist ein weiteres Wachstum der Plastikproduktion prognostiziert.
Neben dem Klimawandel ist die Plastikverschmutzung eines der am meisten diskutierten umweltpolitischen Themen. Nicht erst seitdem die Umweltversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 2022 beschlossen hat, ein internationales und rechtlich bindendes Plastikabkommen zu verhandeln. Bereits davor waren Bilder von ländergroßen Plastikstrudeln in den Ozeanen und verendeten Tieren, deren gesamter Mageninhalt aus Plastik bestand, bekannt. Wir haben schon einiges erreicht in der Debatte um Plastik und die Verschmutzung unseres Planeten. Lange fokussieren wir uns schon nicht mehr „nur“ auf die Verschmutzung von Küsten und Meeren mit Plastikabfällen, sondern es rücken immer mehr soziale und ökologische Probleme, die mit der Produktion und Nutzung von Plastik einhergehen in den Fokus.
Das Forum Umwelt und Entwicklung ist im letzten Jahr dem zivilgesellschaftlichen Bündnis Exit Plastik beigetreten. Zeit für uns, dass Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und vor allem die entwicklungspolitische Komponente der Plastikkrise mehr in den Fokus zu rücken. Der vorliegende Rundbrief macht ein Spannungsfeld auf, das sehr weit reicht. Von einer Problembeschreibung, bei der wir vor allem betroffenen Communities Platz einräumen und aufzeigen, wie sehr die Verschmutzung der Erde mit kolonialen und rassistischen Ausbeutungs- und Unterdrückungsmechanismen verknüpft ist, hin zu der Frage, wie wir bestimmte Nachhaltigkeitsziele ohne Plastik erreichen können. Ganz ohne Plastik wird es nicht gehen, jedoch ist die Menge des produzierten Materials und wie wir es nutzen, zu hinterfragen. Die Lösungsansätze bewegen sich in einem Spannungsfeld, da sie die bestehenden Probleme der Plastikverschmutzung bewältigen und gleichzeitig das Übel an der Wurzel packen, sprich die Quelle der Verschmutzung bekämpfen müssen. Ohne einen gesamtgesellschaftlichen Wandel, werden wir lediglich immer neuen Scheinlösungen begegnen.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre,
Tom Kurz und Antonia Benterbusch
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SCHWERPUNKT
Reduktion und Mehrweg zuerst
Warum wir die Plastikkrsie ernst nehmen müssen und wie wir Wege aus ihr heraus finden.
Kristin Funke und Annette Kraus
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Ein Einblick in das Leben von Müllsammler:innen
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Sedat Gündoğdu
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Redaktionsteam des Rundbriefs
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Verhandlungen zwischen Reduktionsforderungen und Lobbyeinfluss
Alexandra Caterbow
Differenziert statt pauschal
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Prof. Dr. Henning Wilts
Gemeinschaften stärken, eine widerstandfähige Bewegung aufbauen
Ansätze der #BreakFreeFromPlastic-Mitglieder zur Lösung der Plastikverschmutzungskrise
#BreakFreeFromPlastik-Bewegung
Ein Recht auf Mehrweg – für alle!
Poolfähige Mehrwegverpackungen sollten Allgemeingut werden
Janine Korduan
AKTUELLES
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Mit der Entfesselung von Genscheren und einer EU-weiten, möglichst ausnahmslosen Vereinheitlichung des Saatgutrechts wollen die Agrarkonzerne ihre Geschäftsmodelle an den Nachhaltigkeitszielen vorbei retten
Dr. Susanne Gura
Das Menschenrecht auf eine gesunde Umwelt
Von der Anerkennung zur rechtlichen Verbindlichkeit
Luzie Struchholz
AUS DEM FORUM
Deutsche Ignoranz going global?
Multilaterale Finanz- und Wirtschaftspolitik in wirren Zeiten
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Errungenschaften und Hürden des neuen Global Framework on Chemicals
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Holzöfen – die heimeligen Luftverpester
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