Pressemitteilung von Forum Umwelt & Entwicklung und FIAN
17.05.02 Ein Dutzend Menschen, ausgerüstet mit bäuerlichen Gerätschaften, streiten sich um eine kleine Landfläche, mit der sie ihre Existenz sichern müssen. Beobachtet werden sie dabei von einem “Großbauern”, der allein über eine ähnlich große Fläche Land verfügt. Mit dieser Aktion forderten heute in Berlin Mitglieder von FIAN und des Forum Umwelt & Entwicklung Landreformen und eine gezielte Stärkung lokaler Märkte in Entwicklungsländern für eine aktive Hungerbekämpfung. Die Aktivisten setzen damit einen Gegenpol zu den Strategien der Vereinten Nationen.
Diese Aktion ist eine von vielen, die das Forum Umwelt & Entwicklung mit entwicklungspolitischen Organisationen in München, Freiburg, Köln und Bonn durchführt, um die Bundesregierung aufzufordern, sich auf dem Welternährungsgipfel im Juni 2002 für eine Politik der aktiven Hungerbekämpfung einzusetzen und diesem mit der Verabschiedung eines Verhaltenskodex zum Recht auf Nahrung “Zähne” zu verleihen. Ende Mai wird das Forum U&E deshalb an Landwirtschaftsministerin Künast symbolisch einen “Kochtopf gegen den Welthunger” überreichen und somit die Reihe von Aktionen abschließen.
Die Maßnahmen, die die Vereinten Nationen auf dem Welternährungsgipfel 1996 in einem Action Plan festlegten, haben sich als eindeutig unbrauchbar erwiesen: Blindes Vertrauen in die Wohlstandseffekte eines liberalisierten Weltmarktes und der Versuch einer Produktionssteigerung mittels grüner Gentechnik haben sich nicht als verlässliche Mittel im Kampf gegen den Hunger erwiesen. Annette Littmeier vom Forum Umwelt und Entwicklung, einem Zusammenschluss von entwicklungspolitisch engagierten Nichtregierungs-Organisationen, erklärt: “Der Action Plan zeigt auch Alternativen zu den gescheiterten Strategien auf, die aber nicht umgesetzt wurden. In der jetzigen Situation bedarf es aktiver Ansätze wie Landreformen und Stärkung lokaler Märkte. Unsere Befürchtung ist jedoch, dass es dazu, besonders in den industrialisierten Ländern an politischem Willen fehlt.”
Einige Wochen vor dem “Welternährungsgipfel – fünf Jahre später” zeichnet sich ab, dass das bescheidene, fast schon zynische Ziel, die Zahl der Hungernden bis zum Jahr 2015 von 800 Millionen auf 400 Millionen zu reduzieren, nicht erreicht wird. Von 1990 bis 1999 sank der Prozentsatz der stark Unterernährten laut FAO von 20% auf 19%. Armin Paasch, Landreformexperte von FIAN Deutschland sagt dazu: “In einer Welt, in der rechnerisch mehr als genug Nahrung für alle Menschen produziert wird, ist dies ein Skandal. Eine ungerechte Welthandelsordnung, eine verfehlte Agrarpolitik der Industrie- wie Entwicklungsländer und die weltweite Dominanz weniger multinationaler Konzerne im Agrarsektor haben die Kluft zwischen Arm und Reich vertieft. Im Jahr 1999 starben 30 Millionen Menschen an den Folgen des Hungers und das Sterben geht weiter! Es besteht absolut dringendster Handlungsbedarf!”.
Für Rückfragen und Interviews können Sie sich gern an uns wenden: Armin Paasch, FIAN, 02323-91 92 663, paasch(at)fian.de
oder:
Annette Littmeier, Forum Umwelt und Entwicklung, 030 – 462 34 33, littmeier(at)yahoo.de