Pressemitteilung!
Dialogforum: 100 Tage vor der COP – Kraftvoll für die biologische Diversität
Bonn wird im Mai im Zentrum des internationalen Interesses stehen – in Berlin bereiteten sich die Nichtregierungs-Organisation am 7. und 8. Februar auf die 9. UN-Konferenz über die biologische Vielfalt (COP 9) vor. 160 Teilnehmer und 35 Expertinnen und Experten markierten während des Dialogforums „100 Tage bis zur COP“ die Eckpunkte. Sie wollen auf konkrete Ergebnisse in Bonn drängen – zum Schutz der Vielfalt des Lebens und auf dem Weg zur gerechten Verteilung auf diesem Planeten.
Zwei Tage, ein umfangreiches Programm und hochkarätige Experten – das belegt, wie wichtig die deutschen Nichtregierungsorganisationen die UN-Konferenz im Mai nehmen. „Wir wollen hier echte Fortschritte sehen“, betont Michael Frein, Sprecher des Forums Umwelt und Entwicklung, das die Arbeit der Nichtregierungsorganisationen koordiniert.
Die Schwerpunktthemen der Umwelt- und Entwicklungsverbände sind:
- die Einrichtung eines weltweiten Netzes von Schutzgebieten für Wälder und Meere,
- die bessere Finanzierung zur Erhaltung von Wäldern und anderen Ökosystemen,
- der Schutz der landwirtschaftlichen Vielfalt von Nutztierrassen und Kulturpflanzen,
- der gerechte Vorteilsausgleich mit den Menschen aus den Regionen des Südens: Denn dort wird der Reichtum der Natur intensiv ausgebeutet und in den Industrienationen gewinnbringend zu Geld gemacht.
Während des Dialogforums wurden Kernforderungen an die COP 9-Vertragsstaaten zu den zentralen Themen verabschiedet. Damit ist das Dialogforum der Auftakt der engagierten Arbeit deutscher Nichtregierungsorganisationen. Sie wollen Druck machen bis zur UN-Konferenz in Bonn. Denn gerade Deutschland als Gastgeberland nimmt eine besondere Verantwortung wahr. Und an diese Verantwortung für die Weltgemeinschaft wollen die NGOs erinnern – genauso wie sie ganz besonders die blockierenden Vertragsstaaten wie zum Beispiel Australien, Neuseeland, Japan und Kanada mahnen wollen, ihre Blockade aufzugeben und einen fairen Vorteilsausgleich zwischen Nord und Süd zu ermöglichen.
Die Kernforderungen an die CBD-Vertragsstaaten
Während der Bonner Konferenz über die biologische Vielfalt werden Entscheidungen zu Zukunftsfragen unseres Planeten getroffen. Einige müssen schnell getroffen werden, denn die Grundlagen sind in einigen Bereichen grundlegend gefährdet. Die biologische Vielfalt aber ist eng verknüpft mit der kulturellen Vielfalt – verlieren wir die biologische Diversität, verlieren wir auch die Vielfalt der Kulturen. So ist die nachhaltige Entwicklung unseres Planeten auch ein Weg zur Generationengerechtigkeit unseren Erben gegenüber und ein Weg zur Chancengleichheit der Menschen. Wir wissen: Der Erhalt und die Entwicklung der biologischen Vielfalt kostet Geld – wir wissen aber auch: Der Verlust kann die Zukunft kosten. Für unsere Zukunft lohnt es sich zu kämpfen. Darum werden die COP-Vertragsstaaten aufgefordert:
1. Ausbeutung verhindern – jetzt die wichtigen Naturgebiete der Welt schützen und retten.
Jetzt müssen alle letzten intakten Urwaldgebiete unter Schutz gestellt werden, die Ausweisung von 40 Prozent der Meeresfläche und der wichtigen Waldgebiete ist dringlichst notwendig. Ebenso sind Schutzgebiete für die Steppen und Savannen schnellstens zu etablieren.
2. Agro-Industrie stoppen – die Vielfalt in der Landwirtschaft erhalten und fördern.
Gentechnik in der Landwirtschaft, Terminator-Technologie für Pflanzen, Patente auf Tiere verringern die Vielfalt von Nutztieren und Kulturpflanzen. Genetische Vielfalt wird zerstört, Bauern geraten in die Abhängigkeit der Agro-Industrie. Diese unbeherrschbaren Technologien gehören nicht zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft, die Rechte der Landwirte und Bauern sind weltweit zu sichern.
3. Ärmere Staaten fair beteiligen – den Schatz der Natur gemeinsam und verantwortlich verwalten.
Seit 1992 ist der Vorteilsausgleich vertraglich vereinbart. Doch noch immer ist dieser gerechte Vorteilsausgleich für die Nutzung genetischer Ressourcen nicht geregelt – Konzerne und die Industrienationen profitieren aufgrund der rechtlosen Situation. Die Blockade besonders von Kanada, Australien, Neuseeland und Japan muss beendet werden – ein ABS-Protokoll (access and benefit sharing) muss den Vorteilsausgleich regeln und die Rechte der indigenen Völker, der „Ureinwohner“, berücksichtigen.
4. Reichtum verpflichtet – die Finanzierung der Zukunftsaufgabe „Schutz der biologischen Vielfalt“ sichern.
Zukunftssicherung für unseren Planeten gibt es nicht zum Nulltarif. Bis 2015 werden die jährlichen Ausgaben allein zum Erhalt der Schutzgebiete mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr betragen müssen. Dabei müssen die entwickelten Staaten Verantwortung übernehmen – sie stehen in der Pflicht, die Hauptlast der Finanzierung zu organisieren. Die weniger entwickelten Länder müssen unterstützt werden – es kann nicht sein, dass die größten Nutzer der biologischen Vielfalt auf dem Weltmarkt profitieren, ohne sich weltweit für den Schutz zu engagieren.
Für Rückfragen:
Günter Mitlacher, COP-Projektbüro, T: 0228-92399353, E: mitlacher(at)forumue.de