Kaum ein Politikfeld war in den vergangenen Jahrzehnten derart umstritten wie die Energiepolitik. Die »Energiewende« ist inzwischen ein politisch-gesellschaftliches Großprojekt geworden, das von allen Parteien und einer überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung unterstützt wird. Aber was genau ist »die Energiewende« eigentlich? Viele ihrer Teilaspekte sind ja durchaus umstritten, wenn auch aus den unterschiedlichsten Gründen. Dazu gehört auch die Produktion von Biogas aus Mais, die in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Immer deutlicher kritisieren vor allem Naturschützer die Ausbreitung von Maismonokulturen, die vor allem – aber nicht ausschließlich – wegen der EEG-Vergütung massiv ausgeweitet wird. Obwohl mit der EEG-Förderung der Biogaserzeugung insbesondere die Landwirtschaft gefördert werden sollte, zählen gerade Akteure aus der Landwirtschaft zu den härtesten Kritikern. Probleme bereiten ihnen etwa gestiegene Pachtpreise, die Biogaserzeuger leichter bezahlen können als beispielsweise Milchbauern.
Aber auch den Architekten der Energiewende geht es nicht einfach nur um immer mehr Strom aus Biogas, sondern sie drängen verstärkt darauf, mehr Nutzen aus der Biogasverstromung zu ziehen und diese nicht länger in kontinuierlicher »Grundlastproduktion« zu fahren, sondern auf diejenigen Zeiten zu konzentrieren, in denen Wind und Sonne nichts liefern. Die Biogaspolitik steht also vor großen Herausforderungen. Sie muss ökologisiert werden, sie muss mit einer nachhaltigeren, multifunktionellen Landwirtschaft kompatibler werden, sie muss stärker den Anforderungen der künftigen Stromnetze gerecht werden. Die vorliegende Studie widmet sich nicht allen diesen Herausforderungen, aber der vielleicht schwierigsten: wie können wir mit weniger Mais möglichst viel Biogas erzeugen? Mais ist der mit Abstand effizienteste Energierohstoff, er wird vor allem als Futtermittel und auch für andere Zwecke verwendet. Sein Anbau erfordert keine grundlegenden Umstellungen der landwirtschaftlichen Praxis – aber er hat auch erwiesenermaßen erhebliche ökologische Nachteile, vor allem dann, wenn der Anbau in ökologisch sensible Gebiete vordringt oder wenn ganze Landstriche zu sehr vom Maisanbau dominiert werden.
Die vorliegende Studie des DBFZ stellt Vor- und Nachteile alternativer Substrate zur Biogaserzeugung vor. Welche alternativen Ausgangsmaterialien können zu mehr Biodiversität beitragen und wie können Nutzungskonkurrenzen vermindert werden? Welche Probleme sind noch zu überwinden, damit solche Alternativen einen Teil des Maisanbaues ersetzen können? Schließlich ließen sich dadurch nicht nur auf diesen Flächen ökologische Belastungen verringern. Auch der Anbau von Biogasmais könnte auf die weniger sensiblen Flächen begrenzt werden, was letztlich auch der Akzeptanz dieses Maisanbaus zuträglich wäre. Die Biogaserzeugung ist sicher nicht die Hauptursache für die vielfältigen Probleme, die mit der heutigen Art von Landwirtschaft verbunden sind. Aber sie kann zu einem Teil ihrer Lösung werden. Mit der vorliegenden Studie wollen wir zu einer konstruktiven Diskussion darüber beitragen.
Download