In Zeiten wachsender Ungleichheit werden Vorschläge und Konzepte dringend gesucht, die eine auseinanderdriftende Gesellschaft wieder zusammenbringen. Alternativen zu den neoliberalen Dogmen, die in den letzten Jahrzehnten reale Fortschritte zu mehr Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit verhindert haben, sind daher gefragter denn je. Auch für Umwelt- und Entwicklungsorganisationen gilt: Der Wandel hin zu einer ökologisch nachhaltigeren Gesellschaft kann nur dann gelingen, wenn er von der Mehrheit der Bevölkerung als sozial und fair empfunden wird und zur Verringerung sozialer Ungleichheit beitragen kann.
Mehr soziale Gerechtigkeit und weniger Ungleichheit sind der Schlüssel zu nachhaltiger Entwicklung. Nicht umsonst wird das Ziel 10 der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, das die Reduktion von Ungleichheiten fordert, als Schlüsselziel unter den 17 Zielen gehandelt. Doch welcher Arbeitsauftrag ergibt sich daraus für die Zivilgesellschaft und wie gehen wir den Ursachen für die wachsende Ungleichheit auch in unseren Handlungsfeldern auf den Grund? Dieser Frage gehen die Beiträge dieses Rundbriefs nach.
Während beim Zusammendenken von Umwelt und Sozialem hierzulande noch Verbesserungspotenzial besteht, werden die Auswirkungen von Umweltpolitiken auf die soziale Situation der Menschen in Ländern des Globalen Südens zumindest von der Zivilgesellschaft oft viel klarer erkannt. Undurchsichtiger wird es allerdings, wenn eine Politik als entwicklungsfördernd bezeichnet wird, während sie in Wahrheit soziale Ungleichheit fördert, wie beispielweise die seit Jahrzehnten praktizierte neoliberale Handelspolitik oder auch der Rohstoff-Extraktivismus in Lateinamerika. Es ist kein Zufall, dass in den rohstoffreichsten Ländern der Welt in den meisten Fällen gleichzeitig die Anzahl von Menschen, die in Armut leben, sehr hoch ist.
Ebenso wie die Ressourcenverteilung ist auch das Recht auf Land eine Frage politischer und wirtschaftlicher Macht, die in der Hand von Wenigen dem Großteil der Menschen, insbesondere im Globalen Süden, vorenthalten bleibt. Dabei werden Lösungen für globale Herausforderungen, wie beispielsweise die Ernährungssouveränität, in sogenannten ‚Entwicklungsländern‘ schon längst praktiziert. Es sind Kleinbäuerinnen und -bauern, die die Welt ernähren und auch im Jahr 2050 mit schätzungsweise 9 Milliarden BewohnerInnen werden ernähren können – nicht etwa die industrialisierten Agrarriesen.
Das Beispiel Portugals zeigt, wie ein Land nach Jahren zunehmender Ungleichheit und Polarisierung durch progressive Politik und Steuerreformen den Beginn des Kampfes gegen die Ungleichheit wagt und dabei sogar für Stabilität und Wirtschaftswachstum sorgt.
Nachhaltig und sozial? Wie das geht, darüber schreiben die AutorInnen in auf den kommenden Seiten.
Ich wünsche eine bereichernde Lektüre.
Marijana Todorovic
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Download Artikel 1 – “Umweltorganisationen und die Soziale Frage” – Dr. Achim Brunnengräber
Download Artikel 2 – “Ungleichheit durch Privatisierung …” – Carl Waßmuth
Download Artikel 3 – “Kohleausstieg ist eine Frage der Gerechtigkeit” – Robin Herbst
Download Artikel 4 – “Gleichheit – Binnenmarkt – Europa” – Dr. Hartmut Elsenhans
Download Artikel 5 – “Globale Ungleichheit zum eigenen Vorteil” – Nelly Grotefendt
Download Artikel 6 – “Globale Ungleichheit” – Ellen Ehmke
Download Artikel 7 – “Des Menschen Recht auf Land” – Roman Herre
Download Artikel 8 – “Agrarökologie geht nur mit Ernährungssouveränität” – Dr. Bernhard Walter
Download Artikel 9 – “Extraktivismus als Ausdruck globaler Unterdrückung” – Alberto Acosta
Download Artikel 10 – “Portugal: Ein Robin-Hood-Staat?” – Elisio Estanque
Download Artikel 11 – “Handelskriege: Deutschland bald allein zuhause?” – Jürgen Maier
Download Artikel 12 – “EU-Agrarpolitik – Wie weiter nach 2020?” – Lavinia Roveran
Download Artikel 13 – “Das Ende der Umweltpolitik in Ungarn?” – Gábor Szabó
Download Artikel 14 – “Der Brexit und seine Folgen für die Umweltpolitik” – Alistair Taylor
Download Artikel 15 – “Weniger Insekten – Weniger Bienen” – Katrin Wenz
Download Artikel 16 – “Weltmeister des Nachhaltigkeitss(ch)eins” – Elisabeth Staudt
Download Artikel 17 – “Lebendige Flüsse für Europa” – Tobias Schäfer
Download Artikel 18 – “Sonderklagerechte für InvestorInnen illegal?” – Nelly Grotefendt und Jeremy Oestreich
Download Artikel 19 – “Globale Schiffahrt” – Dietmar Oeliger