Autorin: Susanne Gura
Auf unserem Planeten wird vielerorts produziert und konsumiert, als hätten wir eine zweite Erde. Die industrielle Tierhaltung ist längst über die Grenzen der Nachhaltigkeit hinweg gewachsen; sie steht im dreifachen Widerspruch zur Biologischen Vielfalt. Sie schädigt terrestrische und aquatische Ökosysteme bis hin zum Kollaps, vor allem durch den Eintrag von Schadstoffen und durch den Futterbau, der ein Drittel der weltweiten Ackerflächen beansprucht, sowie durch Ãœberdüngung durch lokal konzentriert anfallende Gülle. Die industrielle Tierhaltung verdrängt die Vielfalt an lokalen Rassen bis hin zum Aussterben – und dabei spielen Subventionen und gesetzliche Regelungen eine wichtige Rolle. Der dritte Widerspruch ist die extrem hohe genetische Uniformität der industriellen Zuchtlinien.
Wildbestände werden durch die industrielle Massentierhaltung keineswegs geschont, sondern im Gegenteil geschwächt, wie das Beispiel des Lachses zeigt. Die wachsende Aquakultur konkurriert um Kraftfutter und vernichtet außerdem große Fischbestände, die als Futterfisch dienen. Fisch statt Fleisch essen, wie oft wegen der besseren Futterverwertung empfohlen wird, entlastet das Klima oder die Ökosysteme nicht. Auch wird ein Großteil, wie Garnelen oder Pangasius, aus Entwicklungsländern in Industrieländer exportiert und damit Ökosystemschäden in Entwicklungsländer verlagert, während Einkommen und Ernährung armer Bevölkerungsgruppen sich nicht oder kaum verbessern.
Eine klimaeffizientere Produktion von Fleisch, Milch und Eiern sowie billige Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung – die Biotechnologieunternehmen versprechen erfahrungsgemäß viel und schieben die Umsetzung immer weiter auf, während ihre Gewinne steigen und die öffentlichen Forschungsmittel weiter fließen. In der Nutztiergenetik ist die Marktdominanz in einigen Bereichen bereits extrem hoch. Die genetische Vielfalt bei den industriellen Zuchtlinien hat sich in hohem Maß verengt. Die industrielle Tierhaltung ist höchst anfällig für Epidemien geworden, die, wie im Fall der Vogelgrippe, hohe öffentliche Kosten verursachen und die gesamte Wirtschaft stark beeinträchtigen können.
Billig sind die Produkte aus der industriellen Tierhaltung allenfalls an der Supermarktkasse. Der Steuerzahler legt Subventionen, Kosten für Epidemienbekämpfung, und öffentliche Forschungsmittel obendrauf, die direkt der Nutztier- und Futtermittelindustrie zugute kommen. Hinzukommen Schäden am Klima, an der menschlichen Gesundheit und an der Biodiversität. Hierfür kommen in erster Linie künftige Generationen auf.
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