Mit dem Seminar “Wie der Biopiraterie Einhalt gebieten?” und der nun vorliegenden Dokumentation der Beiträge begann die AG Biologische Vielfalt des Forum Umwelt & Entwicklung unter Mitwirkung der BUKO Agrar Koordination ihre Reihe von Veranstaltungen und Publikationen im Vorfeld einer bedeutenden Verhandlung der Vereinten Nationen, die ab Oktober 2001 in Bonn stattfinden wird. Das Ãœbereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD), auf dem Riogipfel 1992 in Rio de Janeiro beschlossen, eröffnet in diesem Herbst eine vermutlich mehrere Jahre andauernde Verhandlungsrunde, die in internationale Regelungen über den Zugang zu genetischen Ressourcen und die gerechte Aufteilung der (finanziellen) Vorteile, die aus deren Nutzung entstehen, münden soll.
Wir haben zu diesem Seminar Referentinnen und Referenten eingeladen, die aus sehr unterschiedlichen Teile der Welt stammen, unterschiedliche Gruppen der Zivilgesellschaft mit ihren spezifischen Interessen widerspiegeln sowie eine unterschiedliche Herangehensweise an die CBD und die Fragen über den Zugang zu genetischen Ressourcen und Vorteilsaufteilung haben. François Meienberg arbeitet für die Erklärung aus Bern, Mariam Mayet kommt von Biowatch und José Nain Peréz vom Consejo de Todas las Tierras der Mapuche aus Chile.
Peter Toh Nja’ah hat von allen vier Fachleuten bislang keine direkten Erfahrungen mit der CBD. Warum haben wir ihn dann eingeladen? Die Ecumenical Youth Peace Initiative Commission aus Kamerun versucht, Konflikte bei der Nutzung von Land und natürlichen Ressourcen durch eine Berücksichtigung traditioneller Mechanismen der Streitschlichtung und die Stärkung vielfältiger, lokaler Gemeinschaftsstrukturen gegenüber zentralstaatlichen und privatwirtschaftlichen, häufig zugleich unangepassten und korrupten Strukturen zu lösen. Solche traditionellen Systeme, die von der lokalen Bevölkerung als adäquat sowohl für den Umgang mit natürlichen Ressourcen als auch für den Umgang mit gemeinschaftlichem Besitz angesehen werden, werden vermutlich auch diejenigen sein, die für Regelungen des Zugangs zu genetischen Ressourcen und beim Aushandeln von Vorteilsaufteilung die größte Akzeptanz finden.
Mit diesem kamerunischen Beitrag möchten wir die Diskussion der CBD-Kreise – die ja häufig sehr akademisch, politisch und juristisch, aber wenig praktisch geführt wird – bereichern und zeigen, dass in vermutlich vielen Ländern des Südens traditionelle Systeme vorhanden sind, die im Grunde genommen auch für den Bereich genetische Ressourcen gelten. Die CBD muss also nichts Neues erfinden oder aufgrund industrieller Interessen initiierte Pilotprojekte kritiklos übernehmen, sondern sollte die lokalen und indigenen Gruppen und Völkern dabei unterstützen, in zukünftigen internationalen und nationalen Regelsystemen eine Anerkennung und Gleichberechtigung ihrer Sozial- und Rechtssysteme im Zusammenhang mit dem nachhaltigen Umgang mit biologischen Ressourcen zu erstreiten.
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