Nahezu anderthalb Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu Wasser. Verschmutzung, Übernutzung und Verschwendung von Wasser gefährden das Überleben vieler Menschen in den Ländern des Südens. Sauberes Trinkwasser und ausreichend Wasser für die Landwirtschaft sind Grundlage für Gesundheit und Überleben. Weltweit häufen sich die Konflikte zwischen Staaten und Regionen, die sich gegenseitig den Zugang zu Wasservorkommen streitig machen. Auf lokaler Ebene fehlen zunehmend die Ressourcen und der politische Wille auch Arme und Bedürftige ausreichend zu versorgen.
Zudem droht das knapper werdende Gut immer mehr die Beute großer Konzerne zu werden, die ihrerseits das Wasser und dessen Verteilung kontrollieren wollen. Es gibt inzwischen eine Reihe internationaler Kommissionen und Organisationen, die sich mit Süßwasserressourcen bzw. Teilaspekten davon befassen: etwa die unter Federführung von Weltbank und Unesco eingesetzte World Water Vision Commission, die einen ausführlichen 126-Seiten Bericht “World Water Vision” für das 2. World Water Forum im März 2000 in Den Haag vorbereitet hat (The World Water Vision: Making Water Everybody’s Business; www.watervision.org), oder die Kommission zur Evaluierung von Groß-Staudämmen World Commission on Dams (www.dams.org), die im November 2000 ihren Bericht vorlegte. Die Commission for Sustainable Development (CSD) hat 1998 das Thema Süßwasserressourcen behandelt. Das Forum Umwelt & Entwicklung hatte dafür ein Positionspapier zur europäischen und deutschen Wasserpolitik entwickelt, in dem allerdings die Entwicklungsdimension nicht abgedeckt werden konnte.
Im Zusammenspiel von Umwelt & Entwicklung hat sich die Behandlung der Wasserproblematik bisher in Deutschland einer integrierten Bearbeitung durch Nichtregierungsorganisationen (NRO) entzogen, was sich auch in der geringen Beteiligung deutscher NRO an internationalen Konferenzen und Dialogen widerspiegelt. Vor diesem Hintergrund hat das Forum Umwelt & Entwicklung in Kooperation mit dem Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO) am 7. September 2000 in Bonn ein Fachgespräch zum Thema “Wasser als Streitpunkt der globalen Umwelt- und Entwicklungspolitik” durchgeführt. Ziel der Veranstaltung war es, über den aktuellen Stand der (internationalen) Diskussion zu informieren und erste Anforderungen an eine internationale Wasserpolitik aus Sicht der deutschen Umwelt- und Entwicklungsorganisationen zu diskutieren.
Um eine breitere Diskussion über das Thema “Wasser” in Deutschlands Nichtregierungsorganisationen anzustoßen, werden in dieser Wasserdokumentation die Beiträge des Fachgesprächs vorgelegt. Eine breitere Diskussion ist vor allem deshalb wichtig, weil Ende 2001 in Bonn die Internationale Süßwasserkonferenz (International Conference on Freshwater) und im Jahr 2002 Verhandlungen im Rahmen von Rio+10 stattfinden.
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