Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt bereits in Städten – Tendenz steigend. Nachdem die Innenstädte, insbesondere im globalen Norden, lange schrumpften und sich die Randgebiete und die Landidylle großer Beliebtheit erfreuten, ziehen jetzt wieder Menschen in die Innenstädte. Dabei geht es nicht nur um das Zurückkehren vom Land in die Stadt, sondern auch um das Ergreifen von Möglichkeiten. Städte scheinen bunter und attraktiver, dynamischer und innovativer.
Hört sich erstmal gut an. Aber im Jahr 2050 werden bereits zwei Drittel der dann rund neun Milliarden Menschen in städtischen Räumen leben. Damit stellen sich eine Reihe an Fragen über das Wesen dieser städtischen Räume: Werden sich die urbanen Zentren einfach unbegrenzt ausdehnen? Wie werden sich die Energie-, Mobilitäts- und die Versorgungskonzepte gewährleisten lassen? Und welche Auswirkungen hat dies auf die globale Erwärmung und den Ressourcenverbrauch? Und insbesondere: Wie lassen sich die BewohnerInnen versorgen?
Der vorliegende Rundbrief beleuchtet diese Aspekte von verschiedenen Seiten angesichts der sich nähernden UN-Habitat-Gipfelkonferenz in Quito im Oktober 2016. Längst stellen sich ArchitektInnen und PlannerInnen, aber auch AktivistInnen diese Fragen. Auch die großen Unternehmen wie Siemens oder Telekom sind auf den Plan getreten, um die Städte von morgen zu gestalten. Während manche von Smart City träumen, rücken andere die Gestaltungshoheit der BewohnerInnen in den Vordergrund.
Und wie werden wir alle satt? Die Welternährung stützt sich nach wie vor auf die Schultern der Kleinbauern und Kleinbäuerinnen – Urban Gardening trägt hierbei noch keinen entscheidenden Beitrag und könnte gehässig eher als Selbstbeschäftigungstherapie einer intellektuellen Mittelklasse gesehen werden. Bleibt es also bei dem Ausspruch des Schriftstellers Oscar Wilde: „In der Stadt lebt man zu seiner Unterhaltung, auf dem Land zur Unterhaltung der anderen.“?
Neben dem Spannungsfeld der Landidylle versus Stadtlust wirft der Rundbrief außerdem einen Blick auf das Politikfeld der internationalen Handelspolitik und einer Institution, die in letzter Zeit wieder von sich reden macht: die Welthandelsorganisation WTO und die neue EUHandelsstrategie.
Auf den ersten Blick scheint beide nicht viel zu einen und doch sind sie im Licht der kontrovers besprochenen Freihandelsabkommen TTIP und CETA spannender denn je. Die EU gehört im Rahmen der Doha-Runde zu den Blockierern, treibt aber gleichzeitig die eigenen Interessen im Rahmen von bilateralen Verhandlungen wie TTIP und CETA massiv voran. Die EU-Handelsstrategie der Handelskommissarin Malmström gibt hierbei Auskunft über die Ausrichtung der Handelspolitik der EU. Ist die Kritik der Bevölkerung angekommen?
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre
Nelly Grotefendt
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