Rundbrief IV/2013 Holzplantage oder Ökosystem? – Wälder unter Nachfragedruck

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Rundbrief IV/2013 Holzplantage oder Ökosystem? – Wälder unter Nachfragedruck

 

Diskussionen über den Wald werden schnell emotional. In den 1980er Jahren war das Waldsterben eines der zentralen Themen der deutschen Umweltbewegung und entwickelte rasch eine durchschlagende politische Wirkung, von der Rauchgasentschwefelung über den Katalysator. In den 1990er Jahren war der Regenwald ein Thema, das Umwelt- und Entwicklungs-NGOs gleichermaßen mobilisierte und zahlreiche Kampagnen initiierte. Holzindustrie, Holzhandel

 

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Beschreibung

Diskussionen über den Wald werden schnell emotional. In den 1980er Jahren war das Waldsterben eines der zentralen Themen der deutschen Umweltbewegung und entwickelte rasch eine durchschlagende politische Wirkung, von der Rauchgasentschwefelung über den Katalysator. In den 1990er Jahren war der Regenwald ein Thema, das Umwelt- und Entwicklungs-NGOs gleichermaßen mobilisierte und zahlreiche Kampagnen initiierte. Holzindustrie, Holzhandel wurden ebenso wie Weltbank und andere Geldgeber der Entwicklungszusammenarbeit unter Druck gesetzt.

 

Tropenholzboykottaufrufe mobilisierten die Macht der Verbraucher und führten zu den ersten Systemen für Nachhaltigkeitszertifikate. Während der saure Regen tatsächlich weitgehend gestoppt wurde, ist der Nutzungsdruck auf den Wald nicht zurückgegangen und nimmt sogar noch zu. Aber emotional agieren und reagieren heute nicht mehr die NGOs, sondern die Nutzer. Werden Nationalparks oder andere Nutzungseinschränkungen oder -auflagen vorgeschlagen, ist das Echo der Holznutzerlobby oft sehr emotional. Die Argumentation für den Waldschutz ist dagegen auch von NGO-Seite oft sehr fakten- und zahlenlastig, manchmal geradezu technokratisch – die breite Öffentlichkeit interessiert sich für den Wald dagegen kaum noch. Es gibt allerdings gute Gründe, die Diskussion über die Wälder wieder verstärkt in die Öffentlichkeit zu tragen. Steigende Energiepreise haben den Brennholzverbrauch in die Höhe schießen lassen und der Illusion Vorschub geleistet, man könne den weit überhöhten Verbrauch fossiler Brennstoffe einfach durch Brennholz ersetzen. Kurzsichtige Klimapolitik verwechselt zunehmend Wälder und Holzplantagen, als ob Wälder keine Ökosysteme wären, sondern in erster Linie Kohlenstoffspeicher.

 

Wir brauchen eine ganzheitliche Waldpolitik, die die vielfältigen Nutzungsinteressen mit dem unverzichtbaren Schutz der verbliebenen Wälder austariert. Und das heißt, so schmerzhaft die Erkenntnis ist, dass es Grenzen der Nutzung von Holz gibt. Die vorliegende Ausgabe des Rundbriefs widmet sich diesem Spannungsfeld mit einem ausführlichen Schwerpunktteil. Aktuelle politische Entwicklungen werden ebenso beleuchtet wie bestehende Diskussionen um Nationalparks oder Trends in wichtigen Holzverbrauchssektoren wie Papier und Brennholz. Der Wald muss wieder ein öffentliches Thema werden.

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