Rundbrief III/2010 – SOS für die Meere – Von Schutz und nachhaltiger Nutzung meilenweit entfernt

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Rundbrief III/2010 – SOS für die Meere – Von Schutz und nachhaltiger Nutzung meilenweit entfernt

 

Die Tragödie der Ozeane – kaum ein Ökosystem wird von der Menschheit derart gründlich zugrundegerichtet, und dennoch ist die öffentliche Aufmerksamkeit dafür vergleichsweise gering. Es ist noch kein Vierteljahr her, dass BP das Ölbohrloch im Golf von Mexiko provisorisch verstopft hat, und schon ist die größte Ölkatastrophe aller Zeiten wieder aus dem Bewusstsein verschwunden. Konsequenzen daraus werden so gut wie keine gezogen: schon das Bohren in 1500 m Tiefe erweist sich als so gut wie unbeherrschbar, doch Brasiliens staatlicher Ölkonzern Petrobras kündigt unverdrossen an, nun in 5000 m Tiefe nach Öl bohren zu wollen. Da kann man wohl nur noch viel Glück wünschen, die Vernunft wird bei so viel Gier nach Öl und Geld wohl kaum eine Chance haben.

 

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Beschreibung

Die Tragödie der Ozeane – kaum ein Ökosystem wird von der Menschheit derart gründlich zugrundegerichtet, und dennoch ist die öffentliche Aufmerksamkeit dafür vergleichsweise gering. Es ist noch kein Vierteljahr her, dass BP das Ölbohrloch im Golf von Mexiko provisorisch verstopft hat, und schon ist die größte Ölkatastrophe aller Zeiten wieder aus dem Bewusstsein verschwunden. Konsequenzen daraus werden so gut wie keine gezogen: schon das Bohren in 1500 m Tiefe erweist sich als so gut wie unbeherrschbar, doch Brasiliens staatlicher Ölkonzern Petrobras kündigt unverdrossen an, nun in 5000 m Tiefe nach Öl bohren zu wollen. Da kann man wohl nur noch viel Glück wünschen, die Vernunft wird bei so viel Gier nach Öl und Geld wohl kaum eine Chance haben.

 

Und auch in Europa ist aus den vollmundigen Ankündigungen etwa von Energiekommissar Oettinger und Umweltminister Röttgen nach Moratorien für neue Ölbohrungen in der Nordsee nicht viel geworden. Welch unheilvolle Rolle die Raubfi schereifl otten vor allem Europas, Japans, Chinas und Taiwans auf den Weltmeeren anrichten, wurde 1995 deutlich, als monatelang ein Fischereikrieg vor der Küste Neufundlands tobte. Kanadas Küstenwache kappte die Netze spanischer Trawler, die sich partout und mit Unterstützung der EU-Kommission nicht an die Fischereiquoten halten wollten. Eine diplomatische Krise Kanadas mit der EU folgte – schade nur, dass die meisten Entwicklungsländer gar keine ernstzunehmende Küstenwache haben, mit der sie sich gegen die Raubfi schereifl otten wehren könnten. Neufundland war einst »blühende Landschaft«, deren wirtschaftliche Basis die üppigen Fischvorkommen vor der Küste waren – heute ist es das Armenhaus Kanadas, die Fischerei hat sich mit hemmungsloser Überfi schung selber ruiniert. Es sieht so aus, als würde sich das noch in den meisten anderen Regionen der Welt wiederholen. Das Nachsehen haben nicht nur die Fische, sondern auch diejenigen, die bisher mit Kleinfi scherei ihr Überleben gesichert haben und für die Überfi schung wahrlich nicht verantwortlich sind. Die biologische Vielfalt ist nicht nur im Meer bedroht, sondern auch an Land.

 

Die Vertragsstaatenkonferenz der Biodiversitätskonvention im japanischen Nagoya im Oktober wirft ihre Schatten voraus. Nachdem schon die Verhandlungen in der Klimarahmenkonvention festgefahren sind, droht auch der zweiten Rio-Konvention ein ähnliches Schicksal, wenn nicht in Nagoya endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden. Eine ähnlich peinliche Veranstaltung wie der New Yorker UN-Gipfel im September darf sich in Nagoya nicht wiederholen. In New York beklagten zwar der UN-Generalsekretär und alle Regierungschefs und Minister wortreich, wie schlimm die Lage der Biodiversität sei und wie wertvoll sie doch sei, aber Ankündigungen, was sie konkret nun an ihrer bisherigen Politik ändern wollen, blieben Fehlanzeige. Auch in Deutschland gibt es da noch viel zu tun.

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