Pressemitteilung
Forum Umwelt und Entwicklung
[Berlin, 18.04.2018] Diesen Donnerstag und Freitag findet der zweite „Weltgipfel zur Bioökonomie“ in Berlin statt. Das Forum Umwelt und Entwicklung fordert die Bundesregierung und den Bioökonomierat als Initiatoren des Gipfels in einem offenen Brief auf, sich kritisch mit den Risiken und Nebenwirkungen einer verstärkten Nutzung natürlicher Ressourcen auseinanderzusetzen. Das NGO-Netzwerk befürchtet, dass Bioökonomie-Konzepte ansonsten bei sozialen und ökologischen Versprechungen stehen bleiben und die notwendigen Weichenstellungen für ein wirklich zukunftsfähiges Wirtschaften ausbleiben.
Mit Blick auf das Communiqué des letzten Bioökonomiegipfels 2015 lohnt sich zu fragen, was sich seitdem getan hat. Ein Katalog von 10 Fragen, der sich an den entscheidenden Aussagen des Communiqués orientiert, erläutert, worauf es dabei ankommt:
Bisher haben die Protagonisten des Bioökonomie-Konzepts keine schlüssigen Antworten darauf gefunden, wie eine erhöhte Biomasseproduktion für industrielle Anwendungen mit der globalen Ernährungssicherheit und der Erhaltung natürlicher Lebensräume vereinbart werden soll. Ohne gesetzliche Regelungen oder ökonomische Anreize für eine effektive Senkung des Ressourcenverbrauchs kann auch eine Bioökonomie die Kreislaufwirtschaft nicht voranbringen. Unklar bleibt bisher auch, wie der Ersatz von fossilen Rohstoffen durch Biomasse den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen mindern und den Rückgang der Artenvielfalt stoppen kann. „Bioökonomie verspricht die Transformation hin zu einer ökologisch und sozial nachhaltigen Wirtschaft, ohne dabei unsere Produktions- und Konsummuster verändern zu wollen. Wir wollen wissen, wie das zusammen gehen soll“, sagt Jürgen Maier vom Forum Umwelt und Entwicklung.
Die Befürworter der Bioökonomie setzen vor allem auf technologische Innovationen, können aber nicht sagen, wie beispielsweise mit den Risiken im Bereich neuer Gentechnik und synthetischer Biologie umgegangen werden soll. Josephine Koch, ebenfalls vom Forum Umwelt und Entwicklung, fügt hinzu: „Wir fragen uns auch, was die Bundesregierung plant, um ihrem Anspruch gerecht zu werden, Bioökonomie demokratisch zu gestalten und die Zivilgesellschaft in diese Gestaltung gleichberechtigt neben der Wirtschaft einzubinden.“
Der Fragenkatalog ist hier zu finden.
Um die großen Herausforderungen der Zukunft zu meistern, verspricht Bioökonomie* auf Basis der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse eine Brücke zwischen Ökologie, Technologie und effizienter Wirtschaft zu schlagen. Im Wesentlichen geht es darum, durch Biomasse, also nachwachsende Rohstoffe, möglichst alle energetischen und stofflichen Anwendungen von fossilen Rohstoffen zu ersetzen. Erneuerbare biologische Ressourcen sollen in Nahrungs- und Futtermittel, biobasierte Produkte und Bioenergie umgewandelt werden. Das soll die Klimakrise entschärfen, die Umwelt schonen, zu Ernährungssicherheit weltweit beitragen und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum ankurbeln.
*siehe dazu unseren aktuellen Rundbrief 1/18: „Mit Bioökonomie die Welt retten?“
Kontakt:
Jürgen Maier, chef@forumue.de, +49 (0)30 678 177 588, 0171 38 36 135
Josephine Koch, koch@forumue.de, +49Â (0)30 678 177580