Das Scheitern der 5. WTO-Ministerkonferenz in Cancún war für die Entwicklungsländer ein Erfolg. Zum ersten Mal gelang es ihnen im Rahmen der WTO, sich gegen den Norden zusammen zu schließen und die Handelsagenda von EU und USA zu stoppen.
Sie konnten damit negative Entwicklungen verhindern, aber noch nichts positiv durchsetzen. Dabei sollte es eine Entwicklungsrunde werden. Die Industrieländer hatten schon nach dem Scheitern der 3. Ministerkonferenz der WTO Besserung gelobt. In den zwei Jahren zwischen Seattle und der 4. Ministerkonferenz trug eine eifrige Reisediplomatie dazu bei, das geschwundene Vertrauen vieler Entwicklungsländer in die WTO wieder zu stärken. “Entwicklungsrunde” war dabei das Zauberwort. Auch die Bundesregierung versuchte mit Hilfe dieses Begriffs, der wachsenden Kritik an der WTO im allgemeinen und einer neuen Welthandelsrunde im besonderen zu begegnen. Jedoch ändert die Rhetorik nichts an der Substanz. Für die meisten Nichtregierungsorganisationen (NRO) im Norden wie im Süden vermochte schon das Ergebnis der 4. WTO-Ministerkonferenz den Anspruch einer Entwicklungsrunde nicht einzulösen. Der Weg von Doha nach Cancún bestätigte diesen Eindruck. Eine Einigung, die hinsichtlich ihrer praktischen Anwendung mehr Fragen als Antworten aufwirft, gelang erst am 30. August 2003, also eine gute Woche vor der 5. WTO-Ministerkonferenz im mexikanischen Cancún.
Jedoch hat die Tatsache, dass es den Entwicklungsländern in Cancún gelungen ist, die Agenda der Industrieländer aufzuhalten, vielen Mut gemacht. Ein nachdrückliches Engagement der Zivilgesellschaft kann den Prozess befördern, die WTO und ihre Agenda entwicklungsverträglicher zu gestalten. Die vorliegende Studie will dafür Anregungen geben und gleichzeitig auch Baustein sein. Sie stellt eine Ãœberarbeitung der Broschüre “Durch die Wüste zu neuen Ufern?” dar, aktualisiert durch die Analyse der Verhandlungen der Ministerkonferenz in Cancún und dem so genannten “Juli-Paket” vom Sommer 2004.
Dabei ist die Perspektive unverändert die kritische Bewertung der laufenden Verhandlungsprozesse vor dem Hintergrund dessen, was die Industrieländer einst versprachen: das in Doha vereinbarte Arbeitsprogramm sollte eine Entwicklungsrunde sein.
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