Die Debatte um die Klimaschutzwirkung der Holznutzung und der Einrichtung von Schutzgebieten ist in den letzten Jahren recht vehement geführt worden. Holznutzer argumentieren mit eingängigen Darstellungen für eine Bevorzugung der Holznutzung, während einige Akteure der Umweltverbände mit ebenso nachvollziehbaren Argumenten mit dem Klimaschutz als wichtigem Zusatzeffekt von Schutzgebieten werben.
Zu diesem Thema wurde im Rahmen der vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Dialogplattform Wald eine Kurzstudie erstellt. Es wurden mehrere Studien verglichen hinsichtlich der Frage, wie sich aus Klimaschutzsicht die Waldnutzung im Vergleich zu einer Einstellung der Holznutzung darstellt. Wichtige Aspekte sind hierbei sowohl die Kohlenstoffspeicherung im Wald selbst, als auch die Klimawirkung der anschließenden Holznutzung.  Die Studien kommen teilweise zu unterschiedlichen Ergebnissen, was die Klimavorteilhaftigkeit verschiedener Wald- und Holznutzungsformen betrifft. Die Kurzstudie liefert einen Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse, Argumente und Aussagen von drei häufig zitierten Studien.
Aus Klimaschutzsicht sei demnach die Nutzung der Wälder einer Nichtnutzung vorzuziehen. Dabei steigt die Vorteilhaftigkeit der Nutzung mit der Länge des Betrachtungszeitraums, da sich die Substitutionseffekte akkumulieren, während die Speicherleistung begrenzt ist. Je häufiger wir etwa bei Bauvorhaben Beton oder Stahl durch Holz ersetzen, desto häufiger werden Treibhausgasemissionen vermieden. Bei kurzen Betrachtungszeiträumen hingegen kann eine Nichtnutzung vorteilhaft sein, vor allem da Wälder mit geringem Vorrat rasch zusätzliche Biomasse speichern.
Die stoffliche Substitution leistet einen größeren Beitrag zur Klimaschutzleistung als die direkte Energieholznutzung. Bei einer stofflichen Holznutzung steht der Rohstoff Holz nach dem Lebensende des Produktes noch zur Verfügung und kann energetisch verwertet werden. Hier summieren sich also die Substitutionseffekte aus der stofflichen und der energetischen Nutzung. Je mehr Holz direkt energetisch verwendet wird, desto geringer ist die Klimaschutzleistung.  Problematisch erscheinen die gleichrangige Behandlung des Produktspeichers in den untersuchten Studien, sowie die undifferenzierte Betrachtung der Substitutionsfaktoren. In den Studien wird von einem konstanten Produktspeicher ausgegangen (d.h. die Menge an Holzprodukten steigt nicht an). Dieser hat jedoch keine Klimawirkung per se, da er keine Netto-Festsetzung bewirkt, sondern lediglich eine Verlängerung des Waldspeichers darstellt. Bei den Substitutionsfaktoren wäre eine differenziertere Betrachtung wichtig, sowohl was die sektoralen als auch die zeitlichen Aspekte betreffen.
Die Klimaschutzwirkung sowohl der Holznutzung, als auch des Waldschutzes sollten in der Diskussion um Nutzung oder Nichtnutzung nicht überbewertet werden. Da die Dimension der fossilen Emissionen wesentlich größer ist, erscheint auch die teilweise vehemente Debatte über Pro und Contra als überzogen. Viele Einflussgrößen wie die Speicherwirkung der Böden und der zukünftige Energiemix lassen sich ohnehin nur schwer messen. Weder sollten Holznutzer die Argumentation zu sehr zur Legitimation verwenden (für Holzverwendung sprechen viele andere wichtige Gründe!), noch sollten Umweltvertreter die Einrichtung weiterer Schutzgebiete zu sehr mit dem Argument des Klimaschutzes bewerben, denn deren Hauptzweck ist der Schutz der biologischen Vielfalt.
Download der Studie