Der diesjährige G8-Gipfel im russischen St.Petersburg steht ganz im Zeichen der Energiepolitik. Wie kein anderes Politikfeld steht Energiepolitik heute für die grundlegende Nicht-Nachhaltigkeit der heutigen Wirtschaftsweise des Menschen. 1975 wurden die früheren »Weltwirtschaftsgipfel« als Reaktion auf die Ölkrise 1973 initiiert, doch diese Ölkrise war eine politische Krise. Schon 1975 war im G7-Abschlusskommuniqué der Beschluss enthalten, man wolle zusammenarbeiten, um die Abhängigkeit von importierten Energieträgern durch Energiesparen und die Entwicklung alternativer Energiequellen zu reduzieren. Ähnliche Beschlüsse wurden danach immer wieder gefasst. Heute ist das ganze fossile Energiesystem, das die menschliche Entwicklung seit der industriellen Revolution angetrieben hat, in eine ökonomisch-ökologische Krise geraten: für ölimportierende Entwicklungsländer werden die fossilen Brennstoffe zunehmend unbezahlbar, und der Klimawandel wird von der fernen Möglichkeit zur heute erlebten Realität.
Während dies gerade in Entwicklungsländern bei vielen Entscheidungsträgern dazu führt, bisherige Energiestrategien zu überdenken, ist jedoch auch klar, dass es ebenfalls Gewinner dieser Entwicklung gibt. Zum Beispiel Ölexporteure. Dieser Gegensatz zieht sich auch durch die beiden grossen energiepolitischen Ereignisse der internationalen Politik in diesem Jahr. Die UN-Kommission für nachhaltige Entwicklung verdeutlichte dies im April – dass wir globale eine neue Energiepolitik brauchen, stellte nur noch eine kleine Minderheit in Frage, auch wenn die Motivationslage natürlich sehr unterschiedlich ist. In dem Maße, in dem alternative und erneuerbare Energien ihr Nischendasein verlassen, stellen sich aber auch neue Fragen. Wie nachhaltig sind erneuerbare Energien, beispielsweise Biomasse? Die Diskussion darüber hat begonnen – auch in diesem Heft. Die Auswirkungen auf Biodiversität, Landwirtschaft, Wälder und Weltmärkte sind profund und werden uns noch sehr intensiv beschäftigen. Das NRO-Forum Umwelt & Entwicklung wird hier am Ball bleiben, um eine aktuelle Formulierung zu benutzen… Eine interessante Lektüre wünscht
Jürgen Maier
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