1 Vor dem Hintergrund Ihrer Erfahrungen in Stockholm und Ihrer Arbeit im deutschen Vorbereitungskomitee, mit welchen Erwartungen sind Sie 1992 in die Konferenz in Rio gegangen?
Damals herrschte eine ungeheure Aufbruchsstimmung, insbesondere im Lager der europäischen Delegationen und es gab Hoffnungen auf allen Bereichen der Umwelt- und Nachhaltigkeitspolitik. Leider wurden alle guten Vorsätze und auch die Beschlüsse von Rio nicht erfüllt, so dass Rio eigentlich eine verpasste Chance war.
2 Welche Rolle haben die Ergebnisse der Rio-Konferenz für die Umweltverbände gespielt? Hat sich in ihrer Arbeit nach der Rio-Konferenz etwas verändert?
Rio war zweifellos eine Umkehr in der nationalen Umweltpolitik. Wir haben nach Rio endlich begriffen, dass Nachhaltigkeitsfragen nur im internationalen Verbund zu lösen sind. Seither haben wir auch die nationale Diskussion immer vor dem Hintergrund der weltweiten Veränderungen gesehen.
3 Ein zentrales Ziel des Rio-Prozesses war es, die Zusammenarbeit der Umweltverbände mit den Entwicklungsverbänden zu verbessern. Wie kam das beim BUND an? Und wie sehen Sie diese Forderung – ist sie erfüllt?
Zunächst kam diese Forderung wie alles Neue natürlich schwer an, aber nach kurzer Zeit war der Konsens hergestellt, dass Umweltpolitik nicht national, sondern international sein muss. Mittlerweile ist dies Gemeingut im Denken der Umweltverbände geworden. Entwicklungs- und Umweltverbände arbeiten inzwischen bestens zusammen.
Hubert Weinzierl nahm bereits 1972 an der ersten UNO-Weltkonferenz zum Thema Umwelt in Stockholm teil und war 1992 als Mitglied der deutschen Delegation in Rio vor Ort. Zudem war er 10 Jahre lang Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR) und 15 Jahre Vorsitzender des BUND.