Nein, bisher ist es noch nirgendwo auf der Welt gelungen, den Ressourcenverbrauch vom Wirtschaftswachstum zu entkoppeln. Ein zentraler Aspekt innerhalb der Bioökonomie ist ein angestrebter Wandel hin zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft mit nachhaltiger Ressourcennutzung. Gleichzeitig setzt die Bundesregierung jedoch mit diesem Konzept auf immer neue Bedarfsweckungen, Geschäftsmodelle und Wertschöpfung – kurz, auf Wirtschaftswachstum. Dieses kann allerdings ab einem bestimmten Punkt nicht mehr nachhaltig sein, weil es die ökologischen Belastungsgrenzen unserer Erde4 sprengt. Die biologischen Ressourcen, die in der Bioökonomie gebraucht werden, können zwar prinzipiell nachwachsen, aber die Produktion lässt sich nicht unendlich steigern ohne neue ökologische und soziale Probleme zu erzeugen. Pflanzen wie Mais, Raps, Rübe, Sojabohne, Sonnenblume oder Ölpalme, aus denen sich Energie z.B. als Kraftstoffe für die E-Mobilität gewinnen lässt, wachsen nicht unbegrenzt und brauchen Ackerfläche, die dann für die Nahrungsmittelerzeugung fehlt. Um mehr und neue Produkte für eine Wirtschaft zu generieren, die auf biogenen Rohstoffen basiert, werden schon jetzt monströse Monokulturen geschaffen, Grünland umgepflügt, Regenwälder gerodet, soziale Konflikte um Land geschürt und Menschen im Globalen Süden vertrieben.
Umwelt- und entwicklungspolitische Organisationen sind daher der Auffassung, dass die Substitution fossiler Energieträger durch Biomasse im Rahmen der Bioökonomie nicht per se bessere Ökobilanzen als die fossile Wirtschaft schafft. Wird Biomasse weltweit ökologisch und sozial verträglich angebaut, steht sie allerdings nicht in den Mengen zur Verfügung, wie sie der wachstumsgetriebene Kapitalismus benötigt. Die Organisationen machen daher immer wieder deutlich, dass ohne eine Verringerung des absoluten Energie- und Rohstoffverbrauchs jenseits des Wachstumszwangs eine Bioökonomie nicht nachhaltig sein kann.