Diese Studie von Dr. Suman Sahai schildert anschaulich, wie das indische Saatgutgesetz von den Bauern erstritten wurde, was es beinhaltet und was es für die indischen Bauern bedeutet. Sie liefert einen Einblick für welche Rechte der Bauern es sich lohnt sich in Entwicklungsländern einzusetzen.
Einige wenige multinationale Konzerne beherrschen heute den Weltsaatgutmarkt und die modernen Züchtungstechnologien. Jedoch ist Saatgutrecht eine zutiefst nationale Angelegenheit, denn die Verhältnisse des Saatgutwesens auf der Welt sind sehr unterschiedlich.
Doch die Interessen weltweit agierender Saatgutkonzerne sprengen nationale Rahmen. Sie wollen ihre teuren Züchtungen von Hochleistungssorten weltweit vertreiben. Internationale Abkommen sollen dabei helfen die Saatgutsysteme der Entwicklungsländer für ihre Markteroberung zu öffnen. Dabei spielen Handelsverträge eine wichtige Rolle. Allen voran der TRIPS-Vertrag der WTO; parallel dazu und im engen Verbund die UPOV-Konvention.
Der bestehende Rechtsrahmen der Industriestaaten soll nun auch den Entwicklungsländern übergestülpt werden. 85 Prozent des Saatguts in Indien z.B. stammt nicht von kommerziellen spezialisierten Züchterfi rmen, sondern aus dem Saatgutaustausch unter Bauern.
In Indien hat sich die organisierte Macht der vielen hundert Millionen Klein- und Mittelbauern – gestützt durch die Expertise hochkompetenter NGOs – gegen die Front der etablierten Agrarwissenschaftler, Bürokraten und des privaten Sektors erst einmal durchgesetzt.
Sie haben eine Saatgutgesetzgebung erkämpft, die zu Recht das Prädikat „sui generis“ – einer eigenen Art – verdient. Das indische Gesetz läuft den Intentionen der internationalen Saatgutbranche zuwider, weil es die wichtige Rolle der Bauern als Züchter anerkennt. Doch das weltweit beachtete indische Gesetz ist gefährdet.
Der Druck von externen und von internen Kräften dies zu Fall zu bringen ist enorm. Indien verhandelt gerade ein Freihandelsabkommen z.B. mit der EU und der EFTA. Die EU nutzt diese Geheimverhandlungen über den Freihandel mit Indien, um Indiens Mitgliedschaft in UPOV zu erzwingen. Eine Mitgliedschaft in UPOV aber wäre der Tod des indischen Gesetzes, wie die Autorin in dieser Studie überzeugend argumentiert.
Download