Waldökosysteme unterliegen im 21. Jahrhundert vielseitigen Anforderungen. Neben der anhaltend wachsenden Nachfrage nach Holz für die stoffliche Nutzung, beispielweise in der Bau,- Roh- oder Werkstoffindustrie, hat seit Einführung des „Erneuerbare-Energien-Gesetzes“ (EEG) im Jahr 2000 auch der Bedarf an Holz für die energetische Nutzung rapide zugenommen (Mantau, 2012). Der Druck auf die Wälder steigt, gleichzeitig fordern nationale und internationale Abkommen, den weltweit drastisch voranschreitenden Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten, was erheblich verstärkte Bemühungen zum Schutz und zur Förderung von struktur- und artenreichen Waldökosystemen notwendig macht (BMU, 2007). Der anthropogene Klimawandel erfordert Maßnahmen zum Klimaschutz auf globaler, nationaler und lokaler Ebene. Wald erhält dadurch einen neuen Stellenwert als wichtiger Kohlenstoffspeicher. Ebenso besteht akuter Handlungsbedarf, um Waldbau und Waldnaturschutz an den Klimawandel anzupassen. Waldbesitzer streben nach einer verlässlichen Einkommensquelle. Weite Teile der Gesellschaft erheben den Anspruch, dass Wald als Ort der Ruhe und Erholung gestaltet wird und erwarten die Bereitstellung sauberer Luft, Trinkwassers und anderer Ökosystemleistungen.
Die Liste der Anforderungen an den Wald könnte beliebig weitergeführt werden, womit immer deutlicher würde: Waldökosysteme unterliegen heute mehr und mehr konkurrierenden Ansprüchen. Hierdurch kommt es immer häufiger zu Konkurrenzsituationen, die in Konflikte münden können.
Um diesen vielseitigen Anforderungen an den Wald und der nachwachsenden Ressource Holz gerecht zu werden, hat die Bundesregierung in den letzten Jahren verschiedene sektoralpolitische Strategien und Aktionspläne vorgelegt. Diese verfolgen, jeweils abhängig vom Zweck der Strategie, unterschiedliche Zielsetzungen: So strebt beispielweise die im Jahr 2004 veröffentlichte „Charta für Holz“ des BMELV eine Intensivierung der Holznutzung im deutschen Wald an, um die hohe Wirtschaftsleistung des „Clusters Holz“ aufrecht zu halten und weiter zu steigern. Auch der „Nationale Biomasseaktionsplan“ (BMELV & BMU, 2010) und der „Aktionsplan der Bundesregierung zur stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe“ (BMELV, 2009) fordern eine Mobilisierung von weiteren, bisher ungenutzten (Energie-) Holzpotentialen. Die „Waldstrategie 2020“ setzt mit Nachdruck auf die Multifunktionalität der Wälder und hebt dabei unter anderem die wichtige Rolle des Waldes als Kohlenstoffspeicher beim Klimaschutz hervor (BMELV, 2011). Die „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt” will fünf Prozent der gesamten Waldfläche in Deutschland komplett aus der Holznutzung nehmen, um auf diesen Flächen eine natürliche Waldentwicklung zu ermöglichen (BMU, 2007).
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