»Umwelt und Entwicklung« klingt gut. Beides sind positive Begriffe die seit Rio häufig in einem Atemzug genannt werden. Aber manchmal stellt sich auch die Frage »Umwelt oder Entwicklung ?« Zumindest beim Schutz und der Nutzung der biologischen Vielfalt hat man oft den Eindruck, dass es sich um einen Gegensatz handelt. Die Gemengelage in der UN-Konvention über Biologische Vielfalt (CBD) vermittelt jedenfalls mancherlei Zerrbilder. Da hat man manchmal den Eindruck, als wollten die Industrieländer die Nutzungsrechte über die Biologische Vielfalt aus den Entwicklungsländern ohne Gegenleistung, und gleichzeitig den Entwicklungsländern Schutzverpflichtungen aufzwingen. Ebenso könnte man denken, die Entwicklungsländer wollten nur ihre biologische Vielfalt so schnell wie möglich zu Geld machen, und für den Schutz seien die Industrieländer verantwortlich. Wie so oft liegt die Wahrheit in der Mitte. Auch die Nichtregierungsorganisationen (NRO) in Deutschland haben in den vergangenen Jahren manche Meinungsverschiedenheit über den genauen Verlauf dieses Mittelwegs ausgetragen. Die AG Biologische Vielfalt des Forums Umwelt & Entwicklung hat unter anderem auch deshalb in den vergangenen zwei Jahren ihre Arbeit nur noch ansatzweise umsetzen können. Aber inzwischen hat sich die AG wieder neu konstituiert und wird bei der im März stattfindenden 8.Vertragsstaatenkonferenz der Biodiversitätskonvention im brasilianischen Curitiba wieder mit neuem Schwung präsent sein. Über die dort zu verhandelnden Themen informiert Sie der vorliegende Rundbrief. Dabei wird auch deutlich, dass die NGOs an die Biodiversitätskonvention hohe und in Zukunft noch steigende Erwartungen haben. Der Schutz der Wälder war international bisher ein völliges Fiasko, alle Anläufe seit Rio sind mehr oder weniger ergebnislos verpufft. Kann die Biodiversitätskonvention mehr erreichen als die verschiedenen anderen, gescheiterten Ansätze? Können die Rechte von Tierhalter-Gemeinschaften über die Konvention gestärkt werden? Kann die Terminator-Technologie, eine besonders im Kreuzfeuer der Kritik stehende Variante der Gentechnologie, mit der CBD gestoppt werden? Das sind Fragen, die für die Arbeit der NRO während der dreiwöchigen Konferenz in Curitiba auf der Tagesordnung stehen. Allmählich ins Zentrum des politischen Geschehens schiebt sich auch der G8-Prozess – der Gipfel findet im nächsten Jahr in Deutschland statt und wird von vielen NRO zum Anlass genommen, Druck auszuüben. Schliesslich versammeln sich im Rahmen der G8 besonders viele der »Problem-Regierungen«, die in den diversen UN-Konventionen so oft auf der Bremse stehen. Wir stellen Ihnen in diesem Rundbrief vor, was die Welthandelskampagne bis zum G8-Gipfel in Heiligendamm plant. Weitere Themen dieses Heftes sind die Verhandlungen im Rahmen der Welthandelsorganisation, die Ergebnisse des UNEP-Umweltministerforums in Sachen Internationale Umweltinstitutionen und Energiepolitik, das vierte Weltwasserforum und anders mehr. Wie immer eine breite Palette von Themen der internationalen Umwelt- und Entwicklungspolitik und ihrer nationalen Umsetzung. Eine interessante Lektüre wünscht
Jürgen Maier
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