Warschau, 14. Juni 2013 Eine breite Koalition europäischer Nichtregierungsorganisationen hat den Text für ein gesamteuropäisches Waldabkommen scharf kritisiert, welcher letzte Woche von den Vertretern der europäischen Regierung diskutiert wurde. Die Mitglieder der Koalition, wie zum Beispiel FERN, Friends of the Earth Europe, BirdLife Europe, Greenpeace, ClientEarth, der Deutsche Naturschutzring (DNR) und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) glauben, der Entwurf tendiere einseitig zu einer Waldbewirtschaftung ohne Verbesserung des allgemeinen Zustands von Waldökosystemen in Europa. Der Text sei zu allgemein um eine Verbesserung zu sein und zu einschränkend im Hinblick auf die Mitwirkung der Öffentlichkeit.
“Das Abkommen setzt den Fokus auf die Regulierung nachhaltiger Waldbewirtschaftung, ohne zu klären, was es bedeutet“, sagt Saskia Ozinga, Kampagnenkoordinatorin bei FERN. „Es trägt nichts bei zum Schutz oder zur Verbesserung des Zustands europäischer Wälder und bietet eine rein ökonomische Sicht auf nachhaltige Waldbewirtschaftung, während die in der heutigen Gesetzgebung und Politik gängigen sozialen, ökologischen und kulturellen Aspekte übersehen werden.“
Peri Kourakli, Koordinatorin der Wald Task Force bei BirdLife Europe sagt, dass sich die europäischen Wälder in einem schlechten Schutzzustand befinden und der Text zu allgemein gehalten ist, um die meisten der benötigten Verbesserungen zu erreichen. „Über 60% der europäischen Waldhabitate sind in einem ungünstigen Schutzstatus und nur 5% sind unbeeinflusst vom Menschen.“, erklärt sie, „dennoch fehlt dem vorgeschlagenen Abkommen jegliche Bestimmung, um diese Probleme anzusprechen. Alles ist „Business as usual“, kein europäisches Waldgesetz wird geändert werden müssen, um die Bedingungen des Abkommens zu erfüllen und es existiert keine Möglichkeit, die Auswirkungen zu bewerten.“
Auch die öffentliche Mitsprache ist unbefriedigend. Nichtregierungsorganisationen schlugen an den vier Verhandlungssitzungen des internationalen Komitees Änderungen des Textes vor, aber nicht eine wurde aufgenommen. Ebenso wurden schriftliche Beiträge von Waldbesitzern und der Industrie sofort publiziert und verteilt, was bei den Dokumenten der Nichtregierungsorganisationen nicht immer der Fall war. Friedrich Wulf, Biodiversitätsaktivist für Friends of the Earth Europe, hält dazu fest: „Was uns am meisten zu denken gibt, ist das Fehlen jeglicher Regeln für öffentliche Mitsprache im verhandelten Text. Wir sind sehr besorgt darüber, dass es uns nicht erlaubt ist, beim Prüfungskomitee Bedenken und Verstösse einzureichen. Wenn wir dazu nicht in der Lage sind, wird nicht das gesamte Meinungsspektrum abgebildet. Das Komitee wird daher ausser Stande sein, Massnahmen zu ergreifen um sicherzustellen, dass das Abkommen vollständig umgesetzt wird.
„Der Entwurf des Waldabkommens ist meilenweit von dem entfernt, was momentan für den Schutz der Wälder benötigt würde“ folgert Emily Unwin. „Schlimmer, durch seine Existenz erwecket es den Eindruck, alle europäischen Wälder seien nachhaltig bewirtschaftet. Diese Vereinbarung ist mindestens ein Versuch des greenwashing, wenn es nicht sogar Zerstörungen fördert, wenn es in diesem Herbst angenommen wird.
Weitere Informationen:
- Saskia Ozinga, FERN. Tel: +44 7810447401 Email: saskia@fern.org
- Friedrich Wulf, Biodiversity campaigner für Friends of the Earth Europe. Tel: +41 79 21 60206 Email: Friedrich.Wulf@pronatura.ch
- Dr. Peri Kourakli, Forest Task Force Coordinator für BirdLife Europe. Tel: +30 6973 990556 Email: pkourakli@ornithologiki.gr
- Emily Unwin, Rechtsanwalt, Climate & Forests Programme. Tel: +32 2 808 43 19 Email: eunwin@clientearth.org
Weitere Informationen (auf Englisch):
NGO response to 5 April 2013 negotiating text (http://www.fern.org/NGOconcernsaboutforeststatement)
NGO Opening statement to most recent discussions on the legally binding agreement on forests (http://www.fern.org/NGOLBAstatement)
NGO letter to the 3rd round of negotiations
(http://www.fern.org/NGOconcernswithLBA)